Sep 292011
Nach dreitägiger Pause in Kappadokien geht es heute weiter Richtung Osten. Zeit für einen Zwischenbericht.
[caption id="attachment_940" align="alignleft" width="320" caption="Blick über Göreme"][/caption]
Bereits mittags komme ich in Göreme an und investiere zwei Stunden, um bei Tageshitze durchs Städtchen zu fahren und Hotelzimmer anzuschauen. Diese sind hier allerdings meist nur Löcher in Felsen, denn genau diese sind das Aushängeschild der Region. Die meisten Singlelöcher in meiner Preisregion sind bereits ausgebucht und irgendwie tue ich mich schwer, in einem Dormitoryloch mit sieben anderen Höhlenbewohnern und oft ohne Fenster zu hausen. Auch kann ich mit 1,50 Meter hohen Löchern in der Größe eines Singlebettes und ausgestattet mit einem solchen wenig anfangen. Die Suche lohnt sich jedoch und ich ziehe für die kommenden Nächte in ein außergewöhnlich schönes Zimmer mit ausreichend Platz für meine Koffer + Reifen, das es mir gestattet, aufrecht zu stehen und über die weißen Felsen von Göreme zu blicken. Früh ankommen lohnt sich, Lektion gelernt.
[caption id="attachment_944" align="alignleft" width="320" caption="Felsen in Love Valley. Ahh ja.. Das sieht doch aus wie.."][/caption]
Kappadokien ist märchenhaft. Zeltartige Felsformationen sprießen wie riesige Pilze aus dem Boden, ebene Flächen sind plötzlich aufgerissen und geben Raum für steinerne hundert Meter tiefe und breite Schluchten, als hätte jemand die Erde wie einen Kuchen einfach aufgebrochen. Schroffe aber flache Bergrücken thronen weit über endloser Landschaft. Durch das trockene Gestein fließen Flüsse und Bäche, die in unmittelbarer Umgebung die Natur üppig ergrünen lassen. Wie im Märchen ist es hier, ganz unwirklich und verträumt. Göreme liegt mitten drin im Nationalpark und lädt zu Wanderungen in den zahlreichen Tälern ein. Zusammen mit Peter (Polen) und Kevin (Kanada), zwei weitere Alleinreisende (man zieht sich ja gegenseitig quasi magnetisch an), wandern wir durch die traumhaften Landschaften und überbieten uns gegenseitig beim Fotografieren. Am Ende des Tages haben wir drei eine Unmenge an Steinen festgehalten und müssen wie so oft feststellen, auf den Fotos sieht dat doch allet nich richtich aus. Neben den eigentlichen Hutfelsen sind insbesondere die herausgehämmerten Höhlen von Interesse. Da der Fels im Inneren sehr weich ist, wurden im Laufe der Jahrhunderte tausende von Wohnhöhlen und auch Kirchen herausgepuhlt und so sieht man neben den eigentlichen Felsen überall auch Fenster- und Türlöcher. Besonderer Rummel wird hier um die Kirchen gemacht, die mit entsprechenden Querschnitten versehen sind und auch Fresken aller Art enthalten. Mit wenigen Ausnahmen sind diese allerdings doch sehr simpel und ich muss zugeben, das von der Natur Geschaffene beeindruckt mich doch erheblich mehr als die Lochhäuser und nach einigen Stunden und vielen Löchern bin ich übersättigt (rock churched out..(manches geht auf Englisch eben doch besser)).
[caption id="attachment_925" align="alignleft" width="320" caption="Ballons 4"][/caption]
In einer derart außergewöhnlichen Landschaft liegt die Versuchung nahe, dass Ganze auch von Oben betrachten zu wollen und die sehr emsige Tourismusindustrie hält für diesen Zweck eine große Anzahl von Heißluftballons bereit, die morgens mit dem Sonnenaufgangs starten. Ich entscheide mich aus Budgetgründen dagegen, lasse es mir jedoch nicht nehmen, dem Spektakel aus der Ferne zuzuschauen und beginne meinen Tag in frostiger Kälte (wir sind hier auf 1300m Höhe) und Dunkelheit mit dem Erklimmen eines geeigneten Aussichtspunktes am gegenüberliegenden Ende des Tals. Welch ein Anblick. Etwa 60 der voluminösen Ballons kuscheln sich prall gefüllt im Tal aneinander. Da es noch recht dunkel ist flackern sie immer wieder auf, wenn die Flammen gezündet werden und sehen aus wie riesige Lampenschirme. Zusammen mit der Sonne steigen einer nach dem anderen auf und verteilen sich über dem Göreme Naturpark. Ich frage mich, ob ich oder die Ballonfahrer den schöneren Ausblick hatten.
Auf meinen vom Gepäck befreiten Fahrten durch die Umgebung halte ich an einer Kreuzung, und überlege, ob die abgehende Nebenstraße ein gute Abkürzung zu meinem Ziel wäre. Es sind oft die kleinen Straßen, die sich als besonders attraktiv herausgestellt haben. An eben dieser Kreuzung steht ein älterer, mindestens 70 jähriger Mann und wartet offenbar auf eine Mitnahmegelenheit auf der Hauptstraße. Sobald ich halte, kommt er an, fragt mich wo ich hin will und signalisiert mir den Weg auf der Hauptstraße und sein Interesse hinten aufsteigen zu wollen. Überzeugt von der Richtigkeit der Nebenstraße, teile ich ihm meine Entscheidung mit, woraufhin er seine Meinung ändert und trotzdem aufsteigen will. Ohne weiter zu fragen, schwingt er sich erstaunlich behend (das Motorrad ist recht hoch) auf und wir fahren gemeinsam los. Nach nur kurzer Zeit erreichen wir offenbar sein Dorf und er lässt es sich nicht nehmen, johlend und winkend auf sich aufmerksam zu machen und erntet mit Erfolg eine Vielzahl erstaunter Blicke. Wir fahren noch 20 Kilometer in denen er mir immer wieder irgendwelches mir unverständliches Zeug erzählt, als er mir plötzlich auf die Schulter klopft und auf den Straßenrand zeigt. Wir halten, er klettert ab, lächelt mir nochmals zu und verschwindet schnurstracks in eine Gasse. Per Anhalter fahren ist hier sehr typisch und ständig sieht man Leute am Strassenrand stehen. Ich nehme an diesem Tag noch zwei weitere Passagiere mit (aufgrund der Ersatzeifen sonst nicht möglich) und es macht mir Spass, Teil des Transportflusses zu sein. Das Vertrauen und die Selbstverständlichkeit Fremde mitzunehmen, fühlen sich gut an und sagen einiges über das Miteinander hier aus.
[caption id="attachment_930" align="alignleft" width="320" caption="Größe der Gänge in einer unterirdischen Stadt"][/caption]
Auf dem Kappadokiapflichtprogramm steht auch der Besuch einer der zahlreichen unterirdischen Städte, die hier im Zuge des Einfalls der Perser und Araber im 6. und 7. Jahrhundert von den byzantinischen Christen als Versteck bewohnt wurden. In Derinkuyu sollen so bis zu 10000 Menschen unter der Erde gelebt haben. Es ist beängstigend sich durch die meist sehr niedrigen Gänge immer weiter nach Unten zu schieben und sicher nichts für Klaustrophobiker. Bis zu 10 Etagen geht es auf diese Weise nach unten. Ein winziger 40 Meter langer Treppengang verbindet hier den unteren Teil mit einem weiter oben liegenden und als ich, eine Gruppe Chinesen im Rücken, auf meinem Weg nach unten auf eine sich nach oben kämpfende Gruppe Japaner stoße, wurde mir zugegebenermaßen auch ziemlich mulmig, denn auch mit sehr viel guten Willen kommt man hier nicht aneinander vorbei und es hat eine kleine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis den letzten oben durchgesagt werden konnte, dass alle wieder zurück müssen. Ich war sehr erleichtert, nach 20 Minuten wieder Sonnenlicht zu sehen und kann es kaum glauben, dass Menschen in so etwas wohnen konnten.
[caption id="attachment_936" align="alignleft" width="320" caption="kurdische Kinder in Zeltlager"][/caption]
Hin und wieder sieht man mittelgroße Zeltsiedlungen am Straßenrand. Es handelt sich hierbei um Kurden, die vornehmlich aus den südöstlichen Regionen der Türkei kommen und im Sommer und Zeiten der Ernte als billige Arbeitskräfte aushelfen. Das Volk der Kurden ist durch die Aufteilung in Nationalstaaten nach dem ersten Weltkrieg auseinander gerissen worden und fand sich folgend als Minderheit in Syrien, Iran, Iraq und der Türkei wieder. Wie in etlichen ähnlichen Beispielen weltweit, hat das zu Problemen geführt. Die kurdische Kultur und Sprache wurde im Zuge der Nationalisierung der Türkei systematisch unterdrückt bzw. verboten. Selbst das Wort Kurde wurde nicht mehr toleriert und der Kurde wurde offiziell zum Bergtürken. Heute sind die Kurden die Ärmsten und auch Zurückgebliebendsten der Türkei. Ich halte in einem dieser Zeltstädte um etwas genauer hinzuschauen und bin binnen Sekunden umgeben von Kindern und Jugendlichen, die mich neugierig aber nicht bedrängend beäugen und mich mit unverständlichen Sprachfetzen zutexten. Es ist schade, wie viel einem in einer solchen Reise aufgrund der Sprachbarriere verloren geht. So viel würde ich fragen wollen!
Ach und noch was am Rande. In China ist es mir bereits aufgefallen, aber hier ist der Kontrast deutlicher. Chinesen (hatte welche in meiner Pension) essen wie Schweine. Ich kann es einfach nicht weniger drastisch formulieren. Jemand muss denen das mal sagen. Ich hab mich jedenfalls nicht getraut: "Entschuldigen Sie Herr Chinese, wussten Sie, dass sie wie ein Schwein essen? Ich kann es nicht mehr ertragen und setze mich daher ans andere Ende des Restaurants.".
Nach dieser doch sehr touristischen Etappe, verlasse ich langsam aber sicher den Touripfad (ein Highlight steht noch auf dem Programm) und fahre zunächst tiefer und höher in die Berge. Weiterfahren und Tee trinken ist also angesagt. Letzterer kommt mir mittlerweile aus den Ohren. Die Menge konsumierter Teegläser pro Tag kann ich gar nicht mehr zählen.
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Wie reist man richtig? Frage ich mich, während ich im Hotelzimmer eines belanglosen Hotels in Kirsehir, einer wenig interessanten Stadt in der Zentraltürkei, sitze und überlege was am Ende eines grandiosen Tages nicht ganz richtig gelaufen ist. Ein Aspekt dieser Frage ist es, die Weiterfahrt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu beenden und sein Nachtlager auszuwählen.
Heute Nachmittag erkläre ich noch mit gestandener Reiseschläue einem italienischen Pärchen auf einer Transalp, dass ich meine Tage früh beende, um ausreichend Zeit zu haben, eine geeignete Unterkunft zu finden und den Tag mit Ruhe ausklingen zu lassen. Die Dunkelheit ist dein Feind, denn sie nimmt dir die Möglichkeit Optionen in Ruhe abzuwägen und ggfs. auszuschlagen. Sie verändert auch die Stimmung eines Ortes. Was am Tag noch freundlich und einladend wirkt, ist nachts zwiespältig und abweisend und drückt die Stimmung. Je weiter man die Entscheidung über das Nachtlager aufschiebt, desto unentspannter fährt man daher gegen die untergehende Sonne an. Heute war ein solcher Tag. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen einen geeigneten Platz zum zelten zu finden, einem bereits bezahlten, aber dann so katastrophal deprimierenden kleinen Motelzimmer (niemals ohne vorher Ansehen bezahlen), dass ich mein Geld zurückverlangt hab (was einen wild mit den Armen fuchtelnden und laut artikulierenden Türken zur Folge hatte), bin ich im Dunkeln in Kirsehir angelangt und im erstbesten Hotel abgestiegen. Zu teuer, zu unpersönlich, naja es klappt eben nicht immer.
[caption id="attachment_884" align="alignleft" width="320" caption="Trockene Weiten"][/caption]
Der Tag hingegen hätte beeindruckender kaum verlaufen können. Aus dem nördlichen einer noch recht grünen, teils schluchten- und felsenenartigen Landschaft bin ich auf eine Hochebene gekommen. Der Horizont scheint sich ins endlose zu weiten und gibt den Blick auf trockene und spärlich bewachsene Hügelformationen frei. Ich kann mich gar nicht satt sehen und spüre aus irgendeinem Grund das Bedürfnis das Gesehene tief einzuatmen und mit entspanntem Ahhhh wieder rauszulassen. Es erinnert mich sehr stark an Marokko, das mit seinen Wüstenweiten auf ähnliche Weise zu beeindrucken wusste. Die etwas kleinere, abseits gelegene Straße erweißt sich als hervorragenede Wahl und schwingt sich kurvig und vollkommen verkehrsfrei durch die Berge, um immer wieder grandiose Ausblicke freizugeben. Die Tenere ist ebenfalls einverstanden mit unserer Route und schnurrt zufrieden vor sich hin. Wir sind mittlerweile ein gutes Paar und haben schon feste Freundschaft geschlossen.
[caption id="attachment_890" align="alignleft" width="320" caption="Melonenverkäufer"][/caption]
Zurück auf der größeren Straße halte ich hin und wieder an Ständen, die überall zu finden sind und bin jedesmal aufs Neue überrascht, wie ausnahmslos freundlich mir die Menschen gesinnt sind. Bei einem Gemüseverkäufer sammle ich Äpfel, Tomaten, Birnen und eine Zwiebel ein und drücke ihm einen Zehnlira-Schein in die Hand (etwa 4 Euro). Ich gehe davon aus, dass es nicht teurer sein sollte. Er gibt mir daraufhin den Schein zurück, und zeigt auf ein Einlira-Stück in meinem Portemonnaie. Ich gebe es ihm ungläubig und er lächelt einladend und klopft mir auf die Schulter. Ich bedanke mich so gut ich kann, woraufhin er mir noch eine ganze Melone oben drauf packen will. "Kein Platz" signalisiere ich ihm, drücke ihm aber dankbar die Hand. Ein Melonenverkäufer mit seinem Sohn winkt mich vom gegenüberliegenden Straßenrand herüber. Ich folge seiner Geste und erhalte geschnittene Melonenstücke zum probieren. Ich bin kein großer Melonenfan, nehme das Angebot aber an und bin überrascht wie gut und süß sie schmecken. Als er mir weitere Stücke abschneidet versuche ich ihm zu vermitteln, dass ich wirklich satt bin. Er lässt es sich jedoch nicht nehmen, sie mir daraufhin in eine Tüte einzupacken und weigert sich vehement Geld anzunehmen. Selbst auf der Tankstelle wurde ich bereits zweimal (ich muss ja nicht oft Tanken mit der Tenere :) ) zum Tee eingeladen. Die Herzlichkeit der Menschen ist umwerfend und ich habe mir längst abgewöhnt, jedesmal mein Gepäck zu verriegeln und zu verrammeln, wenn ich mich vom Motorrad entferne.
[caption id="attachment_883" align="alignleft" width="320" caption="Fabrikgelände Karabük"][/caption]
Im Gegensatz zu den Eindrücken des vergangenen Tages gestaltete sich die Ausfahrt aus Istanbul in den recht industriellen Norden eher trist. Kühler Wind gesellt sich zu leichtem Niesel und die herzlos wirkenden Orte sind umgeben von Bergwerken und Lagerhallen. Kein erbaulicher Start in die Tour und keine Hilfe bei der Gewöhnung ans allein fahren und ich flüchte mich entgegen der geplanten Route nördlich zum schwarzen Meer, um meinem Bedürfnis nach dem Blick in die Wogen nachzugeben. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellt. Ich werde mit herausbrechender Abendsonne und einem Zeltplatz direkt am Wasser belohnt und bin beeindruckt wie schnell ich wieder guter Dinge sein kann und verspeise zufrieden mein Universalabendbrot (Brot, Käse, Gurke, Tomate) mit Blick auf die untergehende Sonne.
[caption id="attachment_888" align="alignleft" width="320" caption="gefährliche Wasserpistole"][/caption]
Istanbul hatte mein Motorrad unter einer dicken Staub- und Dreckschicht begraben und um wenigstens zum Anfang der Tour auf einem sauberen Motorrad zu sitzen, steuere ich eine der vielen Selbstbedienungsdruckwasseranlagen (man muss die deutsche Sprache für solche Wortschöpfungsmöglichkeiten.. lieben) an. Diese bestand aus zwei Geldeinwurfschlitzen, einer davon mit einem Hinweiszettel auf Türkisch und zwei Wasserpistolen. Beim Nachbarn sehe ich auch, das die Rechte recht großzügig Schaum sprüht und mache es ihm gleich. Die Linke mit dem Hinweiszettel! sprüht wie erwartet Wasser, allerdings ohne darauf zu warten, dass man einen Griff an der Pistole betätigt. Nach meinem naiven Münzeinwurf schießt die nur locker eingehängte Pistole plötzlich wie von Bienen gestochen in die Luft und schlägt völlig außer Kontrolle geraten um sich. Beim Versuch sie wieder einzufangen haut sie mir mit ganzer Kraft gegen meinen Stiefel und mir wird klar wie gefährlich mein losgelassener Wasserdrache eigentlich ist. Bevor dieser sich zu nah an ein in der Nähe geparktes Auto heranpeitschen kann, fange ich ihn dann aber doch mit einem beherzten, aber teuer bezahlten Griff ein. Mein kleiner Finger gerät bei der Aktion für den Bruchteil einer Sekunde in den Wasserstrahl und wird sofort um mehrere Hautschichten erleichtert. Vermutlich etwas dämlich grinsend aber definitiv keinen Schmerz zeigend, schaue ich zu einer lächelnden Gruppe Türken herüber und spritze den Schaum ab. Selbst dabei muss man eine ganze Menge Kraft aufwenden, um sich gegen den Wasserdruck im Schlauch um das Motorrad zu bewegen. Irre gefährlich finde ich diese Putzer und male mir bei der Weiterfahrt aus, wie ich ausgesehen hätte, wenn mir das Ding .. ach ich will gar nicht nochmal drüber nachdenken.
[caption id="attachment_891" align="alignleft" width="320" caption="Safranbolu"][/caption]
Später mache ich Halt in Safranbolu, einer Unesco Kulturerbestadt, die für ihr vollständig erhaltenes und mittlerweile recht umfangreich saniertes, historisches, osmanisches Stadtzentrum bekannt ist und ein beliebtes Ausflugsziel der Türken darstellt. Mein Navigationsgerät kennt zwar alle Straßen der Stadt, weiß aber offenbar nicht, dass die meisten so schmal sind, das sie im Grunde für Fahrzeuge nicht befahrbar sind und aufgrund des Popularitätsgrades des Städtchens häufig zu reinen Ladengässchen umgewandelt wurden. Beim Versuch die von mir im Vorfeld ausgewählte Pension direkt anzufahren, gerate ich in eine solche und bin gezwungen umzudrehen. Zurückschieben geht nicht, da die sehr grobsteinige Gasse leicht ansteigt. Bleibt also nur wenden, was auf einer Schräge mit all dem Gepäck schon schwer genug ist. Während ich also mit lautem, zwischen den Wänden hin- und hergeworfenem, Papp-Papp-Papp des Einzylinders Zentimeter für Zentimeter zurückstiefele und wieder vorkrieche, muss ich unter den interessierten Blicken des sich auf beiden Seiten aufstauenden Publikums feststellen, dass der Platz einfach nicht zum Wenden reicht. Ich hatte mir schon eine Türnische als Wendestelle ausgesucht, da diese leicht nach innen versetzt lag, muss aber mit wachsender Verzweiflung einsehen, dass ich mich völlig festgefahren hab. Der Vorderreifen klemmt an der Tür und der Hinterreifen berührt die Hauswand auf der gegenüberliegenden Seite, während mein linkes Bein das Motorrad davor bewahrt in die Steigung der Straße zu kippen und mir vor Anstrengung, Hitze und Ratlosigkeit der Schweiß bereits aus allen Poren schießt. Da die Schräge etwas zu groß ist, steht mir nicht einmal der Seitenständer für eine Auszeit zur Verfügung. So stehe ich also in all meiner Kluft und Ausrüstung am Tag 2 meiner Fahrt, festgefahren und hilflos in einer türkischen Gasse, als wie von Engeln gesandt ein alter Mann die Tür an meinem Vorderreifen öffnet (nach Innen :) ), meine miserable Situation erkennt, lächelt und mir, einen Schritt zurücktretend, Platz macht. Manchmal fehlen nur Zentimeter zum Glück, bzw. ein gutherziger Mann, der kein Problem damit hat einen fremden Motorradfahrer in sein Haus fahren zu lassen. Wenigstens war das Motorrad sauber!
Meine Pension habe ich danach im Übrigen laufend ausgekundschaftet.
Als nächstes geht es weiter nach Kappadokien, einem der touristisch bekanntesten Regionen der Türkei mit viel Sehenswertem und einer Vielzahl guter Pensionen, Cafes und Restaurants. Ich werde berichten, ob sich der Rummel lohnt.
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