Nov 302008
Wir verbringen noch 2 Tage in Ouagadougou und ich lasse mich letztlich doch von den Qualitaeten der Stadt ueberzeugen. Am letzten Abend gehen wir auf ein Livekonzert etwas ausserhalb der Stadt, von dem Geoff durch einen Algerier erfahren hat, der durch Afrika reist und Bands fuer (so sagt er) das groesste afrikanische Kunstfestival im Juni kommenden Jahres in Algerien organisiert. Er ist ein drahtiger Kerl voller Energie und mit leuchtenden Augen und muss uns nicht lange davon ueberzeugen, ihn Abends beim Konzert einer Band namens Xalam zu besuchen. Die Musik war erstklassig und der Abend ein Erfolg.
Ich stelle fest, dass ich mich zunehmend daran gewoehne, Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, denn Arbeitszeit ist hier wenig wert. Ich gehe zum Friseur und lasse mich rasieren, lasse mir die Schuhe putzen, die Sachen waschen, lasse mich von vorfahrenden Rollerfahrern durchs Stadtdickicht leiten oder druecke jemanden Geld in die Hand um Brot oder Wasser zu besorgen, wenn ich erschoepft irgendwo ankomme und nicht danach suchen will. Die Kosten dafuer sind gering. Fuer 15 Minuten Schuheputzen muss man lediglich 20 Cent berappen.
Die urspruengliche Routenplanung von Burkina nach Togo zu fahren, mussten wir aufgrund des nigerianischen Visumproblems ueber den Haufen werfen und machen dafuer jetzt einen Abstecher nach Ghana. Das Visum fuer Ghana in Ouagadougou zu erhalten war unproblematisch und innerhalb 24 Stunden erledigt und so sind Geoff und ich in den Sueden Burkinas vorgefahren, waehrend Mark noch in Ouaga blieb, um letze Besorgungen zu machen. Da unser neues Visum erst 3 Tage spaeter gueltig war, entschieden wir uns, die Zeit in einem Naturpark zu verbringen, der insbesondere fuer Elefantenbeobachtung bekannt ist und auf verhaeltnissmaessig kleinem Terretorium mehr als 1000 Elefanten beherbergt.
Auf dem Weg in den Sueden, fahren wir mitten durch Buschfeuer, die die trockene Vegetation in schwarze Felder verwandeln und Platz fuer neues Leben schaffen. Am Himmel steigen schon von Weitem sichtbar die Rauchschwaden auf und Raubvoegel kreisen am Hinmmel, um sich von der reichen Auswahl, der nun leicht sichtbaren Beute am Boden, zu bedienen. Das Camp liegt 35 Kilometeter innerhalb des Naturschutzgebietes und der Waerter am Eingang empfiehlt uns langsam zu fahren, um Unfaelle mit Elefanten zu vermeiden. Es ist ein etwas beklemmendes Gefuehl nicht nur auf die sich windende Sandpiste achten zu muessen, sondern auch staendig im Hinterkopf zu haben, dass hinter jeder Kurve ein Elefant auf der Strasse stehen koennte. Und wer haette es gedacht, nach etwa 10 Minuten sehen wir unseren ersten afrikanischen Elefanten ca. 50 Meter von der Strasse entfernt von einem Baum naschen.
[caption id="attachment_283" align="alignleft" width="320" caption="Elefant im See direkt am Camp"][/caption]
Wir verbringen ruhige Tage im Parkcamp, dass direkt an einem idylischen kleinen See liegt, den die Elefanten regelmaessig zum Baden nutzen und ich beobachte sie stundenlang beim Spielen im Wasser. Diese riesigen und doch eleganten Dickhaeuter in ihrer natuerlichen unbeeinflussten Umgebung zu sehen war einfach wunderbar und ich konnte mich nicht daran satt sehen. Besonders war auch das Wissen um die Freiheit der Tiere, die kommen und gehen wann sie wollen. Im Gegensatz zum Zoobesuch entscheidet hier der Elefant, wann er sich mir zeigt und nicht umgekehrt. Die Gruppe laesst sich von uns in keinster Weise stoeren und ein Elefant entscheidet sich am Ende ins Camp zu kommen und direkt neben unserem Restauerant die Baeume grossflaechig von ihren Blaettern zu befreien.
Ich versuche nochmals das Lichtproblem zu loesen und zerlege fuenf Stunden das Motorrad und versuche ein gebrochenes Kabel zu finden und das Elektronische Diagramm zu entschluesseln, aber gebe letzlich frustriert auf. Ich hoffe das Problem kann in Lome geloest werden. Immerhin konnten wir meine Rueckbremse reparieren. Die von KTM geforderte Bremsfluessigkeit gibt ist hier natuerlich nicht, aber wir schuetten einfach die hier erhaeltliche rein und siehe da, es bremst top - zumindest bisher.
[caption id="attachment_284" align="alignleft" width="320" caption="Geoff auf dem Rueckweg aus dem Naturpark"][/caption]
Auf dem Rueckweg versuchen wir zunaechst den Park auf Pfaden auf der anderen Seite zu verlassen. Die Parkwaechter versichern uns, dass es ueberhaupt kein Problem waere und es eine einfache "Strasse" gaebe. Den kaum befahrbaren Pfad haben wir nach reichlich Sucherei auch finden koennen, aber ein Wassergraben mitten durch den Weg, mit reichlich Gestein auf dem Grund verhinderte dann die Weiterfahrt. Die verbleibenden 50 Kilometer auf diesem Weg haetten uns vermutlich ueber 4 Stunden gekostet und wir entscheiden uns, den Park wieder auf dem Hauptweg zu verlassen und kehren etwas genervt nach einer Stunde um.
Der Rueckweg hielt dann ein hoechst abenteurliches Erlebnis fuer uns bereit, das sich lohnt etwas naeher zu beschreiben.
Wir sind recht schnell unterwegs, da wir den Weg bereits kennen und vor der groessten Hitze des Tages an der Grenze ankommen wollen. Mark faehrt vorne weg, gefolgt von Geoff und mir. Auf dem Weg verliert er die Kontrolle und stuerzt, wobei das Motorrad um seine Achse schliddert und letzlich mit der Front entgegen unserer Fahrtrichtung liegen bleibt. Geoff und ich erscheinen am Unfallort und nachdem wir festgestellt haben, dass weder Mark noch das Motorrad Schaden genommen haben, machen wir uns ueber ihn lustig (ein weiterer Sturz auf Marks Konto - Geoff fuehrt allerdings die Liste), schiessen Fotos, richten das Motorrad auf, die anderen rauchen und wir legen eine kurze Pause ein. Der Pfad ist an dieser Stelle besonders eng und das Dickicht am Rand undurchdringlich dicht. Man kann maximal 3 Meter hineinsehen. Nicht weit entfernt, ich schaetze 50 Meter, hoeren wir das Buschfeuer knisternd lodern und Geoff sagt noch, Stellt euch mal vor ein Elefant bricht hier aus dem Gestruepp hervor und ueberrennt uns. Waehrend ich daruerber nachdenke und feststelle, dass das so unwahrscheinlich gar nicht waere, denn all das Getier zwischen uns und dem Feuer duerfte in unsere Richtung fliehen, raschelt und knackt das Unterholz und riesiger Elefant taucht, sich schnell bewegend vor uns auf. Ich spuere wie sich innerhalb von einem Moment nackte Angst in meinem ganzen Koerper ausbreitet und mein Puls nach oben schiesst. Nach kurzer Schockstarre sehe ich, wie zuerst Geoff aufs Motorrad zurennt und tue es ihm gleich. Das waere jetzt genau der Moment, in dem im Film das Morrad nicht anspringen wuerde, aber zu meinem eigenen Erstaunen laeuft der Motor und mit dem Helm noch ueber dem Spiegel, fahre ich los. Mark steht am nahesten auf der Seite und bekommt sein sehr schraeg stehendes Motorrad nicht aufgerichtet und schreit noch - Ich kriegs nicht hoch - als ich an ihm vorbeifahre. Ich bremse und denke, ich kann ihn doch jetzt nicht stehenlassen, als ein weiterer Elefant aus dem Busch bricht und frontal mit weit ausgefahrenen Ohren direkt auf Mark und mich zurennt und ohrenbetaeubend trompetet. Das Geraeusch ging mir durch Mark und Bein und ich bekomme jetzt noch Gaensehaut wenn ich daran denke. Er ist hoechstens 2 Meter von Mark und etwa 4 Meter von mir entfernt und mich ergreift absolute Panik, reisse reflexartig das Gas auf, schiesse nach vorn und lasse Mark allein mit dem Elefanten stehen. Nach etwa 50 Metern drehe ich mich um und sehe, dass auch Mark faehrt, allerdings in die andere Richtung, da sein Motorrad durch den Sturz noch andersherum stand, und bin heilfroh. Im Nachhinein denke ich, dass vielleicht mein laermendes Motorrad beim Losfahren den verstoerten Elefanten zurueckgetrieben hat. Die Angst noch im Nacken, warten Geoff und ich darauf, dass Mark zuruekkommt und etwa fuenf Minuten spaeter taucht er auf, um beim Passieren des Unfallortes wieder von einem lauten Trompeten empfangen zu werden und einen letzten Schreck zu bekommen. Schnell lassen wir Feuer und Elefanten hinter uns und sind gluecklich als wir den Park ohne weitere Begegnungen verlassen.
[caption id="attachment_285" align="alignleft" width="320" caption="Welcome to Ghana"][/caption]
Ghana war am ersten Tag in jeder Hinsicht ein durch und durch positives Erlebnis. Bereits die Angestellten in der Botschaft in Ouaga und der Grenze haben uns ueberaus freundlich Willkommen geheissen und selten haben wir mehr winkendene Menschen und freundliche Gesichter am Strassenrand vorgefunden. Aber Ghana ist ein eigener Artike..
Vielen Dank fuers Mitlesen, eine gute Woche und bis zum naechsten mal!