Oct 112008
[caption id="attachment_137" align="alignleft" width="320" caption="Blick Richtung Oarzazate"][/caption]
Die vergangenen Tage haben uns zunehmend tiefer ins Landesinnere und abseits der groesseren Staedte gefuehrt. Marrakesch, der vorerst letzte groessere Ort bis Nouakchott, Mauretanien ist sozusagen die Tourismushochburg Marokkos und entsprechend wird man foermlich von Verkaufern aller Art ueberfallen, sobald man sich dem wichtigsten Marktplatz, dem Djemaa el Fna, naehert. Die Sinne werden foermlich mit Geruechen, Farben und Musik ueberflutet. Berge von Gewuerzen die prachtvoll praesentiert werden, endlos lange Tafeln mit Leckereien aller Art, Schlangenbeschwoerer, Affen, zahllose Musiker und Tanzende und hunderte von Staenden ueberfordern den Neuankoemmling. Durch den Djemaa el Fna zu laufen ist ein einzieger Spiessrutenlauf. Da wird hemmungslos am Arm gezupft, festgehalten und am weiterlaufen gehindert und sobald man stehenbleibt gibt es gleich mehrere Verkauefer aller Art die auf einen einstuermen. So hatte ich auf der Suche nach einem geeigneten Essensstand gleich zwei Leute, die nicht gerade zimperlich an jeweils einem Arm zogen, um mich von deren Angebot zu ueberzeugen. Sobald man sich einer Gruppe von Musikern auch nur etwas naehert, kommt gleich ein Geldeintreiber mit einer grossen Schuessel angestuermt und verfolgt dich gnadenlos, wenn man es nicht augenblicklich schafft in der Menge unterzutauchen.
Eine wichtige Erfahrung habe ich durch Erlebnisse der vergangenen Tage gemacht, man sollte die Einheimischen mit denen man in Kontakt kommt, finden, statt gefunden zu werden. Wird man hingegen gefunden, egal in welcher Absicht, war das Ziel bislang ausnahmslos auf die eine oder andere Art am Ende Geld einzufordern und manche scheinbar selbstlose Freundlichkeit erweisst sich als Trick. Mit etwas Aerger und Enttaeuschung drueckt man dem Wohltaeter am Ende das Geld in die Hand und denkt, das ist einfach nicht die Art von Kontakt, die ich mit der Bevoelkerung haben moechte. Hingegen hat es sich immer als gute Erfahrung erwiesen den Kontakt selbst zu suchen. Als ich im heissen, verstauten Casa verzweifelt den Weg zum Hotel gesucht habe und mich nach dem Weg erkundigt habe, hat es sich mein zufaellig gewaehlter Fuehrer nicht nehmen lassen fuenf Minuten vor mir her durch die Strassen zu rennen (auf dem Motorrad ist kein Platz) und mich bis zum Hotel zu bringen. Ein Laecheln und ein Handschlag war alles was er als Dank wollte. Auch der Ersatzteilhaendler in Rabat hat nach langer Suche nach einem geeigneten Deckel fuer meinen Kanister, keine Geld annehmen wollen und mich stattdessen zu ultrasuessen MinzTee eingeladen.
[caption id="attachment_144" align="alignleft" width="320" caption="Dorf im Atlas - Allahu Akbar schallt durch die Lautsprecher durch das gesamte Tal "][/caption]
Wir waren froh Marrakesch gesehen zu haben, aber im Grunde zieht uns die weite Landschaft an und vor uns lag bereits sichtbar und vielversprechend der hohe Atlas. Was kann ich sagen, die Fahrt von Marrakesch nach Ouarzazate und auch heute nach Foum Zguig, bereits recht weit ab von den groesseen Strassen, war ueberwaeltigend und zweifellos eine meiner schoensten Motorraderfahrungen ueberhaupt. Die Strasse schlaengelt sich bis auf 2300 Meter durch karge, rote, steinige Schluchten abgewechselt durch gruene Palmenoasen und immer wieder eingebettet kleine Doerfer aus Lehmhausern in der gleichen Farbe wie die Berge selbst, als waeren sie aus dem Berg gewachsen. Man will alle hundert Meter anhalten und sprachlos in die surreale Landschaft starren und versuchen es irgendwie auf dem Foto festzuhalten. Vom Gefuehl her kann man nicht weiter von zu hause entfernt sein - und wir sind erst in Marokko.
Ouarzazate ist ein Sprungbrett fuer marokkanische Wuestentouristen und so findet man sich dort angekommen, umgeben von etlichen Allradfahrzeugen und Enduros aller Art. Jeder beschreibt seine Wuestentouren oder die Ausfluege in die Schluchten der Umgebung. Auf eine spezifische Art sehr touristisch und ich frage mich wie weit man kommen muss, um dem zu entkommen. Aber dann sehe ich mir die Afrikakarte in der Gesamtheit an und kann nur laecheln ueber die Winzigkeit unserer bisher zurueckgelegten Strecke.
Mir wird aber auch bewusst das dies eben kein normaler Urlaub ist, wie ihn die anderen hier erleben. Die Umgebung laedt zu etlichen Ausfluegen von Sandduenensafaris bis zur Erklimmung der 4000 Meter hohen Berge oder der Durchkreuzung der tiefen Schluchten ein, aber wir muessen uns damit abfinden das meiste nicht zu sehen. Wir koennen einfach nicht ueberall auf unserem Weg die Gegend ausufernd erkundschaften, den wir haben ein Ziel und das heisst Kapstadt und der Weg ist weit und auch unsere Zeit und Mittel sind begrenzt. Die Herausforderung besteht im Ankommen und ist wichtiger Teil der Faszination unserer Reise.
Mit ein wenig Wehmut haben wir daher viele der Highlights ungesehen gelassen und uns heute weiter in Richtung Suedosten, Richtung Mauretanien begeben. Dennoch wurden wir mit einer Landschaft ohne gleichen in einer zunehmend verlassenen Gegend belohnt, die uns auch promt in unser erstes Beinahe-Benzinproblem gestuerzt hat. Wir befinden uns jetzt kurz vor der Sahara und begegnen Haendlern, die wie ihre Vaeter und Urvaeter Waren mit Kamelkaravanen von hier aus nach Timbuktu und zurueck bringen. Die Reise dauert 2 Monate, der Handel mit den Waren in den Oasen rund um Timuktu ebenfalls 2 Monate und so auch der Rueckweg. Im November also Winter , wenn die Temperaturen in der Sahara etraeglich sind, geht die Reise los. Timbuktu liegt auch auf unserer Route, wir werden es allerdings auf dem "etwas" leichterem Wege, die Sahara umfahrend, ereichen.
Nach dem beindruckenden Ausflug durch die Berge wird uns unser Weg in den kommenden Tagen auf den langen Weg durch Western Sahara fuehren. Die Sandduenen hier, lassen wir ungesehen hinter uns wissend, das uns noch viel beindruckendere in Mauretanien und Mali erwarten werden.