Sep 272008
[caption id="attachment_92" align="alignleft" width="320" caption="Des gesamte Gepäck außer dem Werkzeug, einiger Kleinigkeiten und der Kamera mit der ich dieses Foto gemacht habe"][/caption]
Die Abfahrt steht nun kurz bevor und mein Blick schweift über den kleinen Haufen Gepäck der da wohlsortiert vor mir liegt. Jedes einzelne Ding wurde genau überlegt und mehrfach auf seine Nutzen für die Reise geprüft. Viel kriegt man nicht unter in den beiden Gobi-Koffern und der Gepäckrolle, doch viel benötigt man im Grunde auch nicht. Die erste Version des Haufens konnte mir nur ein betretenes Lächeln abringen, als ich ihn da vor den vergleichsweise winzigen Koffern liegen sah. Nach mehrfachem ein- und wieder auspacken und der sukzessiven Reduktion auf WENIG passt's jetzt geradeso.
Wenn man sich die Bilder grosser Motorradfernreisenden so ansieht, staunt man häufig nicht schlecht über die ausufernden Gepäckaufschichtungen unter denen sich deren Motorräder verbergen und es will mir nicht recht in den Sinn was sich darin alles verbirgt. Ich vermute ich werde es wohl schnell herausfinden, falls es sich tatsächlich um Unverzichtbares handeln sollte. Trotz geringem Stauraum ist das Motorrad als Verkehrsmittel der Wahl für die Durchquerung Afrikas neben vielen anderen Faktoren letztlich das Fahrzeug mit dem für mich größten Spassfaktor. Tief verbaut in Gepäckburgen dürfte vom Fahrgenuss jedoch einiges verloren gehen. Das Motorrad selbst stand nie zur Diskussion und die Bezwingung der Strecke auf zwei Rädern ist neben der Erfahrung der Reize Afrikas selbst eine gleichgewichtige Motivation. Die Motorradfahrer unter euch werden das Besondere daran nachvollziehen können.
In den vergangen Wochen habe ich häufig die Vorteile eines Autos für diese Mission aufgrund des Transportvolumens erleutert bekommen, aber im Grunde ist das Motorrad auch das Transportmittel der Wahl weil es eben keinen Kofferraum hat und kein Dach und keine Klimaanlage. Je weniger man sich mit seiner gewohnten Bequemlichkeit umschalt, desto mehr ist man da, unzwar mit der Gänze seiner körperlichen Wahrnehmungsfähigkeit. Das das nicht unbedingt angenehm ist, ist klar und ich gehe stark davon aus, dass ich mir in der einen oder anderen Minute wünschen werde ich säße im Schutz des Autos statt nassgeschwitzt und den Sand zwischen den Zähnen direkt unter der Afrikasonne auf einem harten Endurositz vor mich hin zu braten. Dennoch ist es meine bewusste Entscheidung das Leben mit ganzer Kraft bis auf die Knochen zu spüren zu bekommen und aus alltäglichen Bequemlichkeiten vom weichen Bett bis zur warmen Dusche auszubrechen. Als bekennender Warmduscher muss ich hingegen zugeben, dass ich diesen Verzicht gerne auslassen würde.
Sollte ich in den kommenden Wochen jammern und mich beklagen, dürft ihr mich an meine Vorreiseüberheblichkeit erinnern :) .
Nochmal zurück zum Gepäckaufen. Alle Einzeteile zusammengenommen repräsentiert der Haufen das Ergebnis einer ca. 2 monatigen Vorbereitungszeit. Im Kopf war die Reise natürlich schon viel länger, zuerst in den ersten Studienjahren (vor 8 Jahren so?) und dann wieder konkreter ab Juni diesen Jahres, nachdem sich meine Lebensumstände sagen wir mal afrikadurchquerungsbegünstigend verändert hatten. Der Aufwand den man betreiben kann um sich auf eine solche Unternehmung vorzubereiten, kann einen ohne Probleme mehrere Monate in Vollzeit beschäftigen. Da gibt es die Beantragung von internationalen Dokumenten aller Art, das Carnet de Passage, medzinische Vorbereitungen und Impfungen, allgemeines Afrikastudium, grobe Festlegung einer Route, die optimale Reisezeit in Hinblick auf Temperatur und Regen, das Beschaffen der Ausrüstung inkl. der langwierigen Produktvergleiche, wenn man sich in den Kopf gesetzt hat das jeweils optimal passende zu erwerben, die Suche nach Reisepartnern und die folgende Kommunikation und Abstimmung, Visaformalien, Klärung finanzieller Fragen, Umrüsten und Aufrüsten des Motorrades um es optimal auf eine Reise fernab von Händlern, Werkstätten und ADAC vorzubereiten, Suche nach digitalen Karten, GPS Gerät und aufgezeichnete GPS-Daten von bereits dort gewesenen, Vorbereitung dieses Blogs insbesondere der GPS Funktion, das Beenden bzw. Einschläfern aller bestehenden Verpflichtungen, die Vorbereitung auf die Sprache (in meinem Fall ein französisch Intensivkurs), die Organisation zum Verbleib des restlichen Hab und Guts (auch nur ein kleiner Haufen :) ) und letztlich das Verabschieden aller Lieben und Freunde. Ich bin mir sicher ich habe das meiste vergessen!
Man versucht sich auf das Unbekannte vorzubereiten, es zu analysieren, zu entlarven und vorherzusehen, sich zu wappnen und gerüstet zu sein. Doch im Grunde ist es ja das Unbekannte was den Reiz ausmacht, das sich nicht bis ins Detail auf alle Geschehnisse vorbereiten können. Und um die Erfahrungswerte von Ted Simon zu bemühen, beginnt die eigentliche Reise erst dann, wenn der Fall eintritt auf eine Gegenbenheit nicht vorereitet zu sein und man sich in der Fremde mit den Mitteln der Fremde zu helfen wissen muss.
Einige Worte zu Organisatorischem. Die Reise beginnt am 1.10. in Berlin und führt mich in den kommenden 3-4 Monaten durch Europa westlich an den Alpen vorbei nach Südspanien, durch das westliche Afrika bis Kapstadt. Genauer als diese Grobroute ist bisher nichts geplant. Ziel ist es sich von der Reise leiten zu lassen und nicht die Reise zu leiten. Unter mir befindet sich die allermeiste Zeit (hoffentlich) eine KTM 950 Adventure. Genau betrachtet ist dieses Motorrad weniger Adventure als draufsteht, aber dafür ein sicherer Garant für ein breites Grinsen während der gesamten "Sitzung". Ob das Grinsen genug Kraft und positive Energie bereitstellt um hohen Verbrauch, geringe Kilometerleistung, schwer zu wechselnde Reifen und hohes Gewicht auszugleichen, wird sich zeigen. Geplant ist es in Spanien und Marokko auf meine Mitfahrer zu treffen. Die Treffpunkte werden wir dann via Internet und GPS Daten festlegen sobald wir in gemeinsamer Nähe sind. Näheres zu meiner Begleitung nachdem ich tatsächlich einige Kilometer in deren Staub verbracht habe :) .
Eine weitere Mission dieser Reise wird es sein, ausgesuchte Hilfsprojekte zu besuchen, um sich als Projektbesucher ein Bild vor Ort zu machen und im Rahmen des Internetportals der betterplace Stiftung darüber zu schreiben. Näheres dazu wird der Interessierte dann auf betterplace.org finden. Eine Vorauswahl der Projekte findet ihr hier . Unterstützung ist ausdrücklich erwünscht !
Ich werde hier in den kommenden Wochen je nach Lust und Internetverfügbarkeit ein paar Worte hinterlassen und wenn ausreichend Bandbreite zur Verfügung steht auch das eine oder andere Bild anfügen. Rechts oben seht ihr zwei Links auf GPS-Logs, dort sollte es möglich sein, meine Route nachzuvollziehen. Ich gehe mal davon aus, dass die vollständige Route im Laufe der Zeit sehr lange Ladezeiten aufweisen wird, da hier tausende von GPS-Punkten zusammenkommen werden. Also bitte Geduld mitbringen. Dafür lässt sich meine Tour beinahe metergenau nachvollziehen. Das letzte GPS-Log hingegen zeigt nur den zuletzt aufgezeichneten Tag an und sollte immer schnell angezeigt werden. Ich freue mich im übrigen auch über Kommentare, die jeder zu den Artikeln hinterlassen kann. Interessierte können diesen Blog natürlich als RSS-Feed abbonnieren.